Ich hatte Anfang des Jahres mal geschaut, was die VHS Hanau so an Fotokursen anbietet und bin gleich auf einen Termin mit Peter Giefer, seines Zeichens Fotograf, Reisejournalist, Dozent und „Hans Dampf“ in allen Gassen gestoßen.
Um es Vorweg zu sagen: es war ein sehr interessanter Termin, auch wenn der Titel „Eiskalte Fotos“ aufgrund des plötzlichen Wetterumschwungs eher in einen Frühlingsausflug endete.
So hab ich gelernt, wie man aus Frischhaltefolie einen Regenschutz für die Kamera baut und so einige andere Tips sind auch ins Kästlein des großen Erfahrungsschatzes gewandert.
Nach der Theorie ab in die Praxis ins Hochwassergebiet Steinheim. Im Wasser gründelte ein Schwan, der sich von den bereits vorhandenen Fotografen mit ihren Kompaktkameras nicht von der Futtersuche ablenken lies. Aber als er das typische Geräusch eines umklappenden Spiegels hörte kam er sofort angeschwommen und posierte vor jedem Objektiv was sich auf ihn richtete – wenn also in meiner Fotoauswahl der Schwan (welcher auch das Hanauer Wappentier ist) vermehrt vorkommt, bitte ich Sie mich dafür zu entschuldigen.
Nach bisserl flanieren am (Hochwasser)Ufer und Peters Kommentaren „Hier ist ein Motiv, da ist eines“ ging es zur Stärkung in ein Italienisches Lokal wo die interessanten Gespräche weitergeführt wurden – natürlich gespickt mit interessanten und lehrreichen Anekdoten unseres Dozenten.
Unsere Truppe war recht bunt gemischt: Ich mit meinem Wanderrucksack (wo nur mein Dreibein sowie Notverpflegung drin war), 2 Damen mit Kompaktkameras (Peter übrigens auch nur mit einer Kompakten dabei – ratet mal, wer die besten Bilder gemacht hat?) und eine Handvoll Männer mit prall gefüllten Foto-Rucksäcken, -Taschen etc.. ich kam mir manchmal wie ein Alien vor 🙂
Der Rückweg von der Taverna durch Steinheim war recht witzig: wir drängelten uns vor dem Eingang der St. Johann Baptist Kirche (leider Geschlossen) als ein Mann hinter einem anderen Gitter höflich fragte „Wollt ihr die Kirche besichtigen?“. Ich hab da natürlich sofort zugeschlagen und nach einem Marsch um den Turm herum ging es durch eine Seitentür in den Tempel.
Ich habe eh einen Faible für katholische Kirchen, weil sie so schön ausgestattet sind. Die Johann Baptist wartet zB. mit einem wunderschönen Triptychon als Altarbild auf – also sofort Kamera draufhalten.
Leider gab es ein klitzekleines Problem: es war Nachmittag und die Sonne zielte gerade wie ein Scharfschütze über den Altar in mein Objektiv. Also herumgefragt wer einen dicken Blitz dabei hat (den Kleinen meiner Kamera brauch ich für sowas erst gar nicht aufzuklappen) und schwupps hatte der Kollege mit der grössten Tasche einen herbeigezaubert und dabei eine Lektion gelernt: wenn Du packst, vergiss das Equipment nicht – nämlich Batterien/Akkus für den Blitz.
Unser beiderseitiges Fluchen riss einen weiteren Kollegen vom Okular weg, der kramte in der Tasche und meinte „Ich hab hier 4 Akkus, die müssten geladen sein!“. Reinpacken, den Blitz manuell einstellen und ab die Post.
Nach der Kirche noch bisserl flanieren bis ich hörte, dass jemand mal ein Ultraweitwinkel ausprobieren möchte. Da ich eines hatte und das Bajonett passte hab ich dem Kollegen einfach mein Objektiv in die Hand gedrückt und seines in meiner Jackentasche verstaut.
Das führte zu zwei sehr verwunderten Blicken:
a) wie kann ein Fotograf jemanden fast Wildfremden ein Objektiv einfach so leihen?
b) wie kann man ein Objektiv einfach nur so in die Jackentasche stecken?
Brüder und Schwestern des Fotografenhobbies: glaubt mir einfach, dass man brutale Gewalt (oder extremste Schusseligkeit) braucht, um ein Objektiv unbrauchbar zu machen. Tausende von Pressefotografen schonen weder Mensch noch Material und trotzdem müssen sie nicht alle paar Wochen ihre Sammlung austauschen.
Ein Gefrierbeutel als Köcher und eine kurze Sonnenblende aus Gummi schützen mehr als übertriebene Vorsicht.
Immerhin: der Kollege, dem ich mein UWW anstandslos in die Hand gedrückt hatte, gab mir danach auch anstandslos (wenn auch mit etwas Wehmut) sein 300mm 🙂
Den Rest der Lehrveranstaltung haben wir damit verbracht, die Motive und Lichtstimmung des Morgens mit dem des Abends zu vergleichen. Unter der Autobahnbrücke haben wir unsere neuen Erkenntnisse ausgetauscht und dem Hochwasser beim steigen zugesehen.
So wärend der Diskussion kam ein Pärchen um den Betonpfeiler geschlendert, was den Pulk an offensichtlich professionellen Fotografen (Anhand der Masse der Ausrüstung auch sehr glaubhaft) zaghaft fragte ob jemand sie mit ihrer Kamera fotografieren könnte. Nun – es erbarmte sich jemand, stellte das Paar ins rechte Licht und unter Flüchen wie „hier kann man doch bestimmt irgendwo Zoomen und die Blende einstellen“ wurde dann auch irgendwie ein Bild mit der fremden Kompakten gemacht.
Ich war froh dass ich mich irgendwie ins Auto falten konnte, die Bandscheibe hat schon seit mehreren Stunden nach einem Sitz gejault.
Der Tag war jedenfalls sehr empfehlenswert, ich habe viel dazu gelernt.
VHS Kurse mit Peter Giefer und anderen Dozenten gibt es hier.