Die Eifel

4 Wetterdienste waren der gleichen Meinung: der Sonntag wird sonnig aber nicht zu warm. Ideales Wetter also, um mit einem lieben (und vor allem ortskundigen) Kollegen die Eifel zu bewandern.

Da sensationelle Motive und Panoramen zu erwarten waren, hab ich mal 15kg an Linsen, Bodies, ein Stativ, Nodalpunktadapter und Klappsitz in den Rucksack gepackt.

Nach Frankfurt

Um schon die Anfahrt zu einem Erlebnis zu gestalten, bin ich über die A45 nach Giessen gefahren um dann durchs Lahntal auf der B49 gemütlich nach Westen zu zockeln. Motive habe ich viele gesehen, die aber alle zu fotografieren hätte zu lange gebraucht.

Nach Koblenz

Über die „Lange Meil'“ rein nach Limburg und über die Landstrasse nach Montabaur. Am Wegesrand entdeckte ich einen Wegweiser von 1789 der mir anzeigte, dass es von hier aus Frankfurt in 15 Stunden sowie Koblenz in 6 Stunden zu erreichen sei. Mich bannte schon eine gewisse Ehrfurcht ob des technischen Fortschritts denn heutzutage fährt man mit dem Auto binnen einer Stunde von dort zum Frankfurter Dom – wenn nicht Baustellen und Unfälle die Reisezeit auf ein historisches Maß strecken.

In Montabaur hab ich mich dann doch auf die Autobahn verzogen denn die Zeit drängte etwas. Vor Mayen dann aber doch wieder Landstrasse, denn ich hatte in der Gegend mal einen Kunden und fand die Gegend immer wieder hübsch anzusehen.

Kapelle

Seit meinem letzten Besuch hat sich einiges geändert, so manch Vulkankegel ist der Bims- und Tuffindustrie zum Opfer gefallen. Auf der anderen Seite ist die Eifel nicht gerade reich an Arbeitsplätzen so dass jede Chance genutzt werden muss um ein Einkommen zum Auskommen zu erlangen. Die Eifel selbst ist recht katholisch geprägt so dass hier fast jedes Hügelchen genutzt wird um ein Kapellchen zu bauen.

Blick über die Eifel

Garten

Am Ziel angekommen gabs erstmal eine Ortsbegehung. Die Aussicht aus dem ersten Stock ist phantastisch – ich wohne hier in einem Talkessel, für Fernsicht muss man schon etwas laufen gehen. Nach einem vorzüglichen Mittagessen ging es weiter mit der Besichtigung des Gartens. Ich liebe solche kleine, etwas verwinkelten Anlagen auch wenn sie aufgrund meiner Größe etwas schwer zu begehen sind. Professionelle Gartenarbeit wird hier aber durch die Geologie erschwert: unter der recht dünnen Schicht Humus befindet sich Schiefer und Basalt, Wasser sickert schnell durch und gleitet unter den Nachbargrundstücken ungenutzt ins Tal.

Wohlversorgt, mit Espresso und Kuchen final abgefüttert gings dann auf die Reise. Mein Kollege war so nett und hat mir die schlimmsten Aufstiege erspart, denn der Fotorucksack und mein Übergewicht sind nicht gerade die besten Voraussetzungen für leichtfüßiges gehen.

Langweilig wurde die gut 10km lange Wanderung von Ettringen nach Maria Laach aber nie da mein Begleiter ein exzellenter Kenner der Geschichte seiner Heimat ist. Zu jeder Ecke gab es eine Geschichte und ein Histörchen – ehe ich es mich versah, waren wir schon in Bell und damit kurz vor Maria Laach.

Ja, und wo sind die sensationellen Bilder? Nun… wo eine Bank zum Rasten war gab es nichts zu sehen und wo es was zu sehen gab, war keine Bank oder wir waren gerade schön eingelaufen oder es war zu diesig um einen Fernblick einzufangen.

Diesiger Fernblick

Zum Glück hatte ich die Kompaktknipse meiner Frau dabei um ein paar Eindrücke links und rechts des Weges einzufangen.

Wegstein

Dass es in Ettringen und Umgebung eine florierende Basaltindustrie und viele Steinmetze, sieht man an den zahlreichen, liebevoll gemeisselten Wegweisern.

Obwohl Nidderau keine nennenswerte Stahl- und Plastikindustrie hat, werden bei uns die Wegweiser trotzdem aus diesem Material gefertigt.


Der Erlenbrunnen

Der Erlenbrunnen, zwischen Bell und Mendig gelegen, wurde 1809 in Stein gefasst. Dem Volksglauben nach wurde nie festgestellt, auf welchem Gemeindegebiet der Brunnen nun liegt und darum wurden beim Bau zwei direkt nebeneinander liegende Wasserabläufe gefasst – einer für die Beller und einer für die Mendiger. Vor der Renovierung im Jahre 1931 hatte der Brunnen eine etwas länglichere Form und wurde „Badewanne Napoleons“ genannt.


Hammerdorf Bell

Seit dem 19. Jahrhundert ist Bell für seine Backofensteine bekannt, mit denen die qualitativ sehr hochwertigen „Beller Backofen“ gebaut werden die weit über nationale Grenzen hin bekannt sind. Ausserdem war Bell das SWR Hammerdorf 2009, einen ehrwürdigen Titel den sich eine Gemeinde durch Lösen recht alberner Aufgaben erdienen kann.


Schon recht nahe an Maria Laach (wir mussten nur noch unter der Autobahnbrücke durch) machten wir nochmal Rast und prompt fing es an zu nieseln. Egal – der Rucksack ist recht Wasserdicht und ich hatte eh keinen trockenen Faden mehr am Leibe.

An der Abtei Maria Laach angekommen war für uns erstmal ein Weizenbier unter schützendem Bistro-Schirm angesagt. Die Gastronomie dort ist ähnlich straff durchorganisiert wie auf dem Kreuzberg/Rhön (siehe meinen Reisebericht von dort), anscheinend gibt es für Deutschland einen frommen Innenarchitekten der das zentral für die katholische Kirche plant.

Kreuzgang

Nach der kurzen Pause ging es noch in die sehenswerte Klosterkirche – endlich Fotos machen.

Leider wurde ich recht schnell von einem würdigen Männlein in Kutte und mit wohlgesegneten Worten darauf hingewiesen, dass bald die Vesper beginnt. So blieb es bei der nebenstehenden Langzeitbelichtung.

Klosterkirche Maria Laach

Von oben leise aus den Himmelsschleusen berieselt sind wir dann noch an den Laacher See gelaufen. Eigentlich wollten wir noch mal rund um den See latschen, aber um ehrlich zu sein: ich hatte langsam die Schnauze voll und die Pause hat mir gezeigt, dass Füße und Rücken sich sich langsam nach Gaspedal und Sportsitzen sehen, denn ich hatte ja noch gut 2 Stunden Heimfahrt vor mir.

Laacher See(Klick mich für ein 180° Panorama)

Nach Überwindung diverser technischer Schwierigkeiten (der See ist nicht nur ein Wasser- sondern auch ein Funkloch) konnte unsere Fahrerin erreicht werden. Nochmal ’nen Kilometer durch die Schwüle zum Abholpunkt watscheln und dann komfortabel zurück zum Ausgangspunkt und schnurstracks nach Hause wo Dusche und kühles Bier warteten.

So geht das mit dem Fliegen, Großer!

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