Ich hatte mal bei der Redaktion „Planet Wissen“ vor sehr langer Zeit eine Reportage über Multikopter angeboten – also zu Zeiten, wo nicht jeder Depp für paar EUR eine Videokamera in die Luft bringen konnte. Und hätte ich die Anreise übernommen war der Restaufwand höher als das Budget – wurde also nichts.
Wärend der Diskussion konnte ich aber herausdeuten, was denn „Themen“ wären: Bisserl neues Material was sich hervorragend mit Abspielmaterial im Archiv ergänzt und idealerweise Aufmerksamkeit erregt.
Heute bin auf den Beitrag „Das schwere Erbe des Atomausstiegs“ gestossen, in der Hoffnung für meine Gebührengelder Sachinformationen zu erhalten.
Anmoderation: „Es ist der 11. März 2011, nach einem Erdbeben und einem Tsunami kommt es im japanischen Fukushima gleich in drei Reaktorblöcken zur Kernschmelze. Mehr als 150.000 Menschen wurden evakuiert und ganze Landstriche unbewohnbar. Zahlreiche Anwohner werden verstrahlt, viele sterben.“
Wer sich nur ansatzweise mit den Ereignissen auseinandergesetzt hat weiss, dass an diesen 2 Sätzen sinnlos Fakten für Panikjournalismus miteinander kombiniert werden: Die vielen Toten kamen durch den Tsunami, direkte Strahlentote gab es nicht und es wird in Japan zu dieser Sache nie einen Totenschein geben wo drinsteht „Spätfolgen von radioaktiver Strahlung“ weil man es nur mit Mitteln der Statistik schätzen kann. Als Selbstbegründung für diese Aussage kam dann in der nächsten Szene „dagegen sind in Deutschland viele Menschen auf die Strasse gegangen“.
Klar – wer auf die Strasse geht, hat Recht. Oder besser: er will Recht haben unter Ausserkrafttretung der ersten 3 Sätze der Thermodynamik oder sonstigem Kram der zwar die Welt zusammenhält aber für den Demonstranten zu kompliziert sind (mit ein Grund, warum heute noch Religionen die Menschen in ihren Bann ziehen: komplizierte Welt einfach erklärt).
Das Problem der Journalisten ist, dass sie versuchen ihre eigene, völlig unwichtige Erwartungshaltung zu einem Thema mit aller Gewalt in Beiträgen anklingen zu lassen – in einem Wissenschaftsmagazin erwarte ich aber keine Meinung sondern Berichterstattung über das, was passiert ist.
Siehe das Beispiel oben: der Redakteur von „Planet Halbwissen“ berichtet nicht Fakten sondern seine persönliche Erwartungshaltung: Bei Fukushima muss es doch bei den vielen „verstrahlten“ doch mindestens viele „gestorbene“ geben und pumpt das so in die Anmoderation obwohl das so nichts mit der Realität zu tun hat.
Aber das ist einfach Rudeljournalismus: „Quarks & Co.“ Moderator Ranga Yogeshwar besucht Tshernoybl und Fukushima, hält sein Messgerät demonstrativ irgendwohin und murmelt „schlimm, schlimm, schlimm-schlim-schlim“ ins bereitwillig positionierte Mikrophon (die gezeigten Messwerte sind übrigens eher harmlos solange man nicht gerade ein Camp dort aufschlägt).
Wenn so eine Scheisse in den sogenannten „Leitmedien“ wie F.A.Z, Spiegel, Zeit landet und die das auch noch publizieren folgen die restlichen Medien – siehe die unnötige „Affair“ Christian Wulf – dann ist der Punkt gekommen wo ich der persönlichen Auffassung bin dass mindestens 99% der Journalisten überflüssig sind.