F.A.Z. wird wunderlich..

Die gute, alte Frankfurter Allgemeine Zeitung, einst grosses Leitmedium unserer Republik, wird immer mehr zu einer wunderlichen, guten alten Tante.

Gerade gesehen: Klima-Knigge – und soweit man den Bezahlartikel lesen kann, eine schon etwas seltsame Konstellation. Denn will man den Leser zum CO2 sparen anregen, sollte der Artikel nicht hinter der Paywall stecken. Auf der anderen Seite ist der Autor Sebastian Balzter weder Ingenieur noch Sachverständiger sodass der Text schon im Anfang eher einem seit Jahrzehnten durchkopiertem Backrezept oder Lebensratgeber der „Hausfrauenzeitungen“ gleicht.

Schauen wir mal gemeinsam in den Artikel bzw. das, was ohne Paywall lesbar ist:

„Der größte Einzelposten in der CO2-Bilanz eines deutschen Durchschnittshaushalts ist die Heizung. Wer mit einer Ölheizung ein gewöhnliches Einfamilienhaus mit vier Bewohnern und 120 Quadratmetern Wohnfläche auf durchschnittlich 22 Grad Raumtemperatur hält, setzt allein damit je Person rund 2,2 Tonnen Kohlendioxid im Jahr frei – fast ein Viertel der gesamten Durchschnitts-Emissionsmenge.“

Da ist schon der erste Satz falsch. Gemäss verschiedener Modellrechnungen (ich habe hier eine Visualisierung gefunden, die meiner Einschätzung nach einen Mittelwert aller Mittelwertschätzungen bietet) ist der grösste CO2-Emmitent mit 25% der „sonstige Konsum“ (also was alles bei der Herstellung des Autos bis zur Herstellung der Zahnpasta ausgestossen wird), es folgt die Mobilität mit 23% und dann erst die Heizung mit 18% (dann 15% Ernährung, 11% Infrastruktur, 7% Strom).

Und bei Worten wie „Gewöhnlich“ und „Durchschnitt“ würde ich gerne den Autor sofort einer „peinlichen Befragung“ unterziehen was er damit meint – am Ende kommt mit hoher Wahrscheinlichkeit ein kleinlautes „keine Ahnung, habe ich von einem Greenpeace-Flyer abgeschrieben“ heraus.

„Es gibt verschiedene Wege, diesen Wert zu senken. Am leichtesten ist es, die Temperatur um zwei Grad zu senken, das bringt 300 Kilogramm Kohlendioxid und ist mit einem Pullover und warmen Socken gut zu ertragen.“

Raumtemperatur gegenüber welcher Aussentemperatur? Äpfel, Birne oder doch der selbstgebackene Mangokuchen? Rätsel über Rätsel.

Zumal: gemäss dieser Veröffentlichung stösst der Mensch zwischen den Extremem totaler Ruhe 168kg CO2  und 2.040kg CO2 bei Dauerbelastung aus. Da bei niedrigen Temperaturen Mensch und Tier versuchen, durch Bewegung die Muskeln warm zu halten (was erhöhten Sauerstoffverbrauch und damit eingehend erhöhten Kohlendioxidausstoss bedeutet) und die Produktion des warmen Pullovers mitsamt Socken ebenfalls eine recht dicke CO2-Akte hat, habe ich Zweifel dass die Rechnung aufgeht.

„Wer auf eine Gasheizung umsteigt, kommt auf zusätzlich 400 Kilo weniger CO2.“

Obacht: Der Heizwert von Gas in Mj/Kg kann höher, ist aber meisstens niedriger als der von Heizöl. Das „böse Wort“ hier ist „Umstieg“ – zum einen sollte man in einer Strasse wohnen wo bereits eine Gasleitung existiert und zum anderen erzeugt die Baustelle beim Tausch eines noch gut funktionierenden Ölkessels durch eine Gastherme eher einen ökologischen „Bigfoot“-Abdruck dessen „Schuld“ über Jahre erst abgetragen werden muss (und ob Gas in 15 Jahren noch so ökologisch wertvoll sein wird …)

„Nun sind es noch rund 1,5 Tonnen CO2 je Person. Wird das Haus dann auch noch komplett gedämmt, mit neuen Türen und Fenstern versehen, sinkt der Ausstoß um weitere 300 Kilo im Jahr.“

Gleiches Thema, gleicher Irrtum. In den Ölkrisen 1973 und 1979/80 hat jeder versucht, mit 20% des grösstmöglichen Aufwands 80% des Sparergebnis zu erzielen – sofern er es sich leisten konnte. Gemäss dem ersten Gossenschen Gesetz des Grenznutzens wurde bereits damals die meisste Arbeit getan, jedes der mir bekannten, nachträglich durchgeführten Volldämmprojekte wird sich finanziell zu Lebzeiten des Eigentümers rechnen, die ökologische Schuld durch Herstellung, Verarbeitung, Anlieferung, Gewerke, Dachverlängerung etc. ist mit einer Einsparung von 300kg CO2 durch nichts zu rechtfertigen – es sei denn, Dach und Dachstuhl sind eh marode und müssen saniert werden.

„Noch weiter runter geht es nur mit einer Wärmepumpe, die am besten mit Ökostrom betrieben werden sollte. Dann sinkt der CO2-Ausstoß gegen Null, außerdem fallen die Ausgaben für Heizöl beziehungsweise Gas weg.“

Auch wenn es sich der gemeine Verbraucher anders vorstellt: Aus der Steckdose kommt der Strom, der gerade verfügbar ist. Das kann in wechselnden Mengen Atom-, Steinkohle-, Braunkohle- oder Wind-, Solar-, Wasserstrom sein. Auf dem Papier wird grossartig ein gewisser Strommix garantiert, im Kleingedruckten steht dass Das genommen werden muss was verfügbar ist (Nachts in kalten Wintern also konventionelle Energie). Wärmepumpen erleiden oft das Schicksal, eine teure und in der Wartung aufwändige Elektroheizung zu werden. Sicherlich fallen die Ausgaben für Heizöl/Gas weg, dafür ist man wieder Stromjunkie. Die Ältern unter den Lesern können sich noch an die Elektrospeicheröfen erinnern mit denen die Kraftwerksüberschüsse in der Nacht billig abgefangen werden konnten. Hat nie richtig funktioniert. Die Kalkulation mit der Wärmepumpe geht nur auf, wenn fossile Energieträger wesentlich teurer werden als elektrischer Strom und da wäre ich mir nicht so wirklich sicher.

„Eine neue Heizungsanlage und eine energetische Sanierung kosten zwar erst einmal viel Geld. Weil dadurch aber auch der Verbrauch sinkt, zahlt sich die Investition nach einiger Zeit in Euro und Cent aus – je teurer Öl und Gas sind, desto schneller.“

Kopfrechnen schwach…. Ich brauche für meine „Hütte“ (3 Parteien) im Jahr ca. 4000l Heizöl wenn im Winter die Temperaturen unter -10°C fallen und 2.500l wenn es ein warmes Jahr ist. 2004 (absoluter Top bislang) haben 100 Liter Heizöl fast 100 EUR Brutto gekostet, 4000l = 4000 EUR. Man verspricht mir 25% Einsparung wenn ich 25.000 EUR in eine neue Heizung mit Solar für Warmwasser investiere. Dazu kommen 18.000 EUR für ein neues Dach weil das alte Gebälk keine Solarmodule mehr trägt. Ich spare im Jahr also 4000 EUR – 20% = 800 EUR, die Gesamtkosten in Höhe von 43.000 EUR amortisieren sich (bei max. 100 EUR für 100L Heizöl) also in gut 54 Jahren (und das ist noch Gutmütig gerechnet, denn die Gesamtanlage braucht mehr Wartung und hat mehr Verschleissteile)

Wenn die nichtexistenten Winter weiterhin übergangslos in den Sommer übergehen spare ich im Ernstfall 2500-20% = 500 EUR im Jahr und darf hoffen, dass die Anlage 86 Jahre ohne Zusatzkosten auskommt.

Ausgangspunkt solcher wirren Energiesparkalkulationen ist stets, dass die „bösen Ölscheichs“ uns den Hahn zudrehen und wir frieren müssen. Da aber die gesamte Weltwirtschaft eine Ölpreiserhöhung nur bis zu einem gewissen Punkt verkraften kann, wird stets darauf geachtet dass Erdöl nicht zu teuer wird – eine kalte Enteignung ohne Entschädigung durch eine militärische Operation der USA oder China risikert keines der erdölexportierenden Länder.

Der Autor weiter: „Seit 2014 ist der Heizenergieverbrauch je Quadratmeter in Deutschland nicht etwa gesunken, sondern gestiegen – allen Bekenntnissen zum Klimaschutz zum Trotz.“

Da gibts auch ein Gesetz für, ich finde es gerade nicht. Geht etwa so: „Je mehr eingespart wird umso mehr wird es an anderer Stelle verwendet“. Bestes Beispiel sind LED-Leuchten für Privat, Gewerbe und Kommunen. Die Lampen sind preislich Attraktiv geworden, gerade Kommunen verbraten zukünftige Spareffekte in der Jetztzeit, dass sie noch mehr Strassenlaternen aufstellen – Sparen paradox.

Im nächsten Abschnitt schimmert der übliche Ablasshandel mit NGOS nicht mehr durch, er blendet wie ein Laserschwert brutalst ins Hirn des Leser:

„Auch Spenden an Umweltschutzorganisationen wirken. Diese nutzen die Spendengelder, um die Öffentlichkeit auf gravierende Probleme aufmerksam zu machen, oder investieren das Geld direkt in den Schutz von Regenwäldern oder bedrohten Arten.“

Real gehe ich davon aus, dass das Geld eher in den Vermögensschutz der NGO-Chefetagen geht.

Witzigster Satz war: „Nicht nur Energiekonzerne können CO2-Zertifikate kaufen, um den Ausstoß von Treibhausgasen zu kompensieren. Das gilt auch für Privatpersonen. Seriöse Anbieter im Netz bieten solche Zertifikate auch in kleinen Mengen an. Wer diese kauft, sorgt zum einen dafür, dass sie anderen CO2-Sündern entzogen werden und im besten Fall die Preise am Markt steigen.“

CO2-Zertifikate haben sich als nutzloses Instrument erwiesen – die dicken Umweltferkel dieser Welt nehmen an diesem Handel nicht teil. Wer teilnimmt, der kann es sich leisten oder macht es aus Prestigegründen.

Siehe auch: Indulgenz – Geschichte wiederholt sich.







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